3. Softwaretest: Fakturierungs-Programm MT-Rechnung III (von Uwe Pannecke)
Kasse machen ...
MT-Rechnung III von Manfred Tremmel
1. Was ist das?
DAS Fakturierungs-Programm auf dem Amiga kletterte Anfang Dezember 2001 auf
die Versionsnummer 1.11. Anlass genug, dieses Programm in AMIGA aktuell
näher vorzustellen.
MT-Rechnung III setzt auf eine eigens programmierte Datenbank auf, mit der
Adressen von Niederlassungen der eigenen Firma, Mitarbeitern, Lieferfirmen
und Kunden sowie Artikel und diverse Versandarten verwaltet werden können.
Dabei garantiert die Datenbank Sicherheit vor Datenverlusten auch bei
Abstürzen und ermöglicht bei Einsatz in einem Amiga-Netzwerk die
gleichzeitige Nutzung des aktivierten Datenbestandes durch mehrere
Benutzer. Preise können automatisiert kalkuliert, Ein- und
Ausgangsrechnungen erfasst werden. Die Artikelpreise lassen sich
entsprechend den Mengen und die Versandkosten in Abhängigkeit vom Gewicht
staffeln. Eine Lagerverwaltung/Inventur ist ebenso wie eine
Bestandsfortschreibung implementiert, auch ist es möglich, Konten und
Kontengruppen anzulegen. Für eine spätere Version ist bereits eine
Buchhaltung in Planung.
Mit der Version 1.08 "befreite" Manfred Tremmel MT-Rechnung III von seinem
Shareware-Status und stellte es unter die GPL (GNU General Public Licence).
Somit kann das Programm seit dieser Version uneingeschränkt und
gleichzeitig kostenlos genutzt werden. Als knapp 800 KByte großes LZX-
Archiv kann es von [1] heruntergeladen werden.
2. Systemvoraussetzungen
Jeder Amiga oder kompatible Rechner sowie jeder Computer, der einen Amiga-
Emulator wie etwa UAE und dessen Derivate abarbeiten kann und dabei dem
AmigaOS mindestens 3 MByte RAM zur Verfügung stellen kann, sollte sich für
den Einsatz eignen. MT-Rechnung III benötigt neben AmigaOS 3.x eine
MC68020-CPU. Da das Programm für die Gestaltung der Dokumente die
Seitenbeschreibungssprache Postscript der Firma Adobe benutzt, empfiehlt
sich für die Druckausgabe entweder der Einsatz eines Postscript-fähigen
Druckers oder eines PostScript-Interpreters wie etwa HWGPost oder
Ghostscript. In letzterem Falle sollten mindestens 6 MByte RAM für den
Amiga zur Verfügung stehen.
Die eigentlichen Druckformulare liegen dem Programm als externe Postscript-
Dateien bei und können so bei Bedarf ohne großen Aufwand an individuellen
Wünsche angepasst werden. Gleichermaßen steht einer Erweiterung durch selbst
erstellte Druckformulare so nichts im Wege. Alternativ stehen für eine
"Druckumleitung" auch ARexx-Skripte für die Ansteuerung von Final Writer
ab V3 und Wordworth ab Version 5 zur Verfügung.
Entpackt belegt MT-Rechnung III knapp 5 MByte Festplattenspeicherplatz.
Auch wenn das Programm bereits ab einer Bildschirmauflösung von 640 x 400
Pixel einsetzbar ist, empfiehlt sich jedoch der Einsatz einer Grafikkarte.
Erst ab einer Auflösung oberhalb 800 x 600 Pixel kann wirklich von bequemem
Arbeiten ohne ständiges Blättern zwischen einzelnen geöffneten Fenstern
gesprochen werden.
Getestet wurde MT-RechnungIII in der aktuellen Version 1.11 auf einem
A3000-Desktop, ausgestattet mit einer 68040/40 CPU, AmigaOS 3.1, Retina
BLT Z3, CyberGFX V3 und 38 MByte RAM. Darüber hinaus musste das Programm
seine Tauglichkeit unter UAE-JIT, Amithlon und AmigaXL auf einem AMD Athlon
600 sowie einem AthlonXP 1800+ nachweisen.
3. Installation
Ist das LZX-Paket [1] erst einmal auf die heimische Festplatte entpackt,
sorgt ein Doppelklick auf das "Install_MTRIII"-Icon für eine zügige
Installation. Zu beachten ist lediglich, dass keine eigene Programm-
Schublade angelegt wird. Soll MT-Rechnung III in einem separaten
Verzeichnis residieren, ist deshalb als erstes ein Klick auf "Neue
Schublade anlegen..." notwendig. Während der Installation läßt sich bereits
die gewünschte Ansteuerung des Druckers wie auch die Postscript-Vorschau
Screenshot:
und die eigentliche Postscript-Druckausgabe einstellen.
Screenshot:
4. Programmstart
MT-Rechnung III ist ein sehr komplexes Programm. Ihr solltet deshalb
unbedingt vor dem ersten Programmstart intensiven Gebrauch von der
umfangreichen, leicht verständlichen und noch dazu in deutscher Sprache
verfassten AmigaGuide-Dokumentation machen. Ein intensives Studium dieser
Anleitung vermeidet unnötige Frustration und hebt wesentlich den Spaß im
Umgang mit MT-Rechnung III.
Für einen ersten Einstieg empfiehlt sich eine schrittweise Abarbeitung des
Guide-Abschnittes "Die Neuanlage einer eigenen DB /Schnelleinstieg".
Leider ist auch in der aktuellen Version die AmigaGuide-Anleitung nicht als
Online-Hilfe nutzbar. Zwar wird bei Bewegung der Maus über ein Button der
Programmoberfläche ein Hilfetext in der Titelleiste des MT-Rechnung III-
Bildschirms ausgegeben, die eigentliche Programmdokumentation muss jedoch
immer manuell gestartet werden. Hier wäre ein Aufruf des Guides über die
HELP-Taste wünschenswert.
Ihr könnt das Programm entweder mit vom Autor bereitgestellten Testdaten
oder "blank" starten. Sinnvoll erscheint ein Schnuppern in den
mitgelieferten Testdaten. Für die spätere Verwaltung eigener Fakturierungs-
Daten ist die Erstellung einer Schublade für diese Daten hilfreich.
Für einen komfortablen Zugriff könnt Ihr das bereits vorhandene "MT-
Rechnung III-Testdaten"-Icon kopieren und nach eigenem Gutdünken
umbenennen. Dann braucht Ihr nur noch in diesem Programm-Icon die Pfade zu
den eigenen Daten anpassen und schon steht mit einem Doppelklick der
individuelle Datenbestand zur Verfügung.
Hat MT-Rechnung III seinen Bildschirm geöffnet, stehen Euch für die weitere
Bedienung in erster Linie zwei Fenster mit einer Reihe Auswahlbuttons, vom
Programmautor als Selector und Navigator bezeichnet, zur Verfügung.
Screenshot:
Ein Doppelklick auf das Fragezeichensymbol im Selector öffnet das Fenster
für grundlegende Programmeinstellungen. Neben der Bildschirmauflösung
könnt Ihr viele für den weiteren Programmablauf wichtigen Daten wie etwa
die zu nutzenden Mehrwertsteuersätze, die gewünschte Zweitwährung mit dem
wählbaren Umrechnungskurs, Zeiträume zwischen Rechnungsausgang und erster
bis dritter Mahnung, Vorgaben für die mächtige Suchfunktion, anzuwendende
Preiskalkulationen, Zu- und Abschläge und einiges mehr festlegen.
Mit dem anstehenden Jahr 2002 kann eine generelle Umstellung auf die Euro-
Währung über einen eigenen Menüeintrag erzwungen werden.
Wird für die (Zweit-) Währung der Euro gewählt, stellt sich natürlich die
Frage, wie das Währungssymbol des Euro auf das Angebot, die Rechnung,
Mahnung usw. kommt. Sowohl für die Darstellung auf der Programmoberfläche
als auch für die PostScript-Druckausgabe stellt Manfred Tremmel auf seiner
Homepage die passenden Schriften [2], [3] mit Installationsanweisungen für
einen Download zur Verfügung. Eingebunden wird das Euro-Zeichen
entsprechend der Adobe-Empfehlung an Stelle des allgemeinen Währungssymbols
und kann mit der Tastenkombination "ALT + z" erreicht werden.
Wurde im Programm die (Zweit-) Währung Euro ausgewählt, wird Ghostscript
automatisch das Euro-Symbol aus den zuvor installierten PS-Type1-Schriften
in den Ausdrucken als Währungssymbol verwenden. Der Umrechnungskurs
zwischen DM und Euro ist bereits im Programm integriert und kann natürlich
bei Erfordernis frei angepasst werden.
MT-Rechnung III übernimmt Eure getätigten Eingaben sofort und aktiviert
sie für die weitere Nutzung.
5. Erstellung einer Datenbank
Nach der Einstellung elementarer Eckdaten kann nun über die sogenannte
Länderverwaltung, erkennbar an der Flagge im Selector, ein neuer Datensatz
angelegt werden. Dabei könnt Ihr neben den gewünschten Ländern mit ihren
spezifischen Daten (z.B. die einzelnen Bundesländer der BRD oder
Telefonvorwahlen einzelner Staaten) auch die entsprechenden
Anschriftenformate wählen.
Personen
Ist mindestens ein Datensatz in der Länderverwaltung eingetragen, steht die
Adressverwaltung zur Verfügung und kann über das Portrait-Button im
Selector aufgerufen werden.
In dieser Adressverwaltung werden als erstes die eigene Firmenanschrift und
die Namen der Mitarbeiter erfaßt. Der erste eingegebene Mitarbeiters ist
gleichzeitig die Person mit allen Zugriffsrechten (also LeiterIn des
Unternehmens). MT-Rechnung III legt mit der Eingabe des ersten Mitarbeiters
ebenso einen User-Namen und ein Passwort fest, welche beim nächsten Start
der Datenbank einzugeben sind und so die Daten vor unbefugter Einsichtnahme
schützt. Das Programm wählt als User-Namen und Passwort den Nachnamen
dieses Mitarbeiters. Beide können bei Bedarf sofort oder auch später
geändert werden.
Darüber hinaus könnt Ihr in diesem Fenster alle Lieferanten- und Kunden-
Adressen eintragen oder von den Vorgängern MT-Rechnung I und II als auch
von ADM und DFA per ARexx-Skript importieren.
Artikel
Für einen florierenden Warenhandel ist zuvor eine Erfassung der gewünschten
Artikel durch MT-Rechnung III erforderlich. Auch für diesen Zweck bietet
das Programm nach Mausklick auf das dritte Symbol im Selector eine Vielzahl
von zu berücksichtigenden Artikeldaten. Dies reicht vom Artikelnamen über
die EAN- und Artikelnummer, Lieferanten, Artikelgruppe, MwSt, Mengenangabe,
Kunden-, Händler- und Lieferantenpreise bis zu Ersatzartikeln und zur
Bestandsführung mit diversen Voreinstellern.
Versand
Um die erste Rechnung über den Ladentisch schieben zu können, sind noch in
der Versandartenverwaltung die grundsätzliche Handhabungen festzulegen. Der
vierte Selector-Button präsentiert das hierfür passende Fenster. Wie
bereits in allen vorhergehenden Fenstern warten auch hier weitreichende
Einflussmöglichkeiten auf ihre Nutzung. Neben der Versandart, wie etwa
Rechnung oder Nachnahme wird außerdem festgelegt, ob zusätzliche Angaben
auf Angebot, Lieferschein und Rechnung ausgedruckt werden. Neben dem MwSt-
Satz läßt sich u.a. festlegen, wie die Versandkosten bei bestimmten
Gewichten gestaffelt werden, ob ein Skonto gewährt werden soll und welches
Zahlkonto zu wählen ist.
In allen Fenstern erfolgt die Bedienung des Programmes nach einem
einheitlichem Schema, das Euch trotz aller Funktionsfülle die Einarbeitung
deutlich erleichtert.
6. Die erste Rechnung
Habt Ihr alle erforderlichen Daten erfasst, könnt Ihr die erste Rechnung
schreiben. Ein Klick auf den fünften Button des Selectors präsentiert das
Ausgansrechnungs-Fenster. Wie zu erwarten, ist wieder eine Vielzahl von
Auswahlmöglichkeiten für die Gestaltung der Rechnung angeboten.
Neben dem Status der Rechnung (u.a. Angebot, Lieferschein, Mahnung,
storniert, bezahlt) könnt Ihr in diesem Fenster auch auf die Währung, das
Datum, den Rechnungs- und Warenempfänger, Preis, Artikel, Versandart, Zu-
und Abschläge Einfluss nehmen. Und natürlich ist hier jederzeit die
eigentliche Kalkulation zu verfolgen.
Sowohl die Rechnungs- und Warenempfänger als auch die Artikel lassen sich
aus dem Datenstamm mit Hilfe der sehr mächtigen Suchfunktion auswählen.
Ein Barverkauf mit entsprechender Druckausgabe ist möglich.
Screenshot:
Neben den Ausgangsrechnungen könnt Ihr auf ähnliche Weise auch die
Eingangsrechnungen erfassen.
7. Druckausgabe
Ist die Rechnung komplett, kann sie sofort gedruckt werden. Seid Ihr Euch
noch nicht sicher, ob die Rechnung Euren Vorstellungen entspricht, könnt
Ihr sie über eine Vorschau kontrollieren. Diese kann sowohl von Ghostscript
höchstselbst als auch MultiView realisiert werden, wobei letzteres die
Vorschau über PCX- oder PGM-Datei präsentiert. Voraussetzung ist dann
natürlich ein passender PCX- bzw. PBM-Datatype.
Screenshot:
Wie bereits angeführt, sind in MT-Rechnung III die Druck- und
Vorschauformulare nicht fix in das Programm eingebaut, sondern liegen in
Form von separaten PostScript-Dateien in den Schubladen "PrintDoks", "Rexx"
und "Scripts" und können von Euch einfach individuellen Bedürfnissen
angepasst werden.
Doch in den meisten Fällen werden die vorliegenden Skripte wohl für den
praktischen Einsatz bereits genügen.
Die Druckausgabe über PostScript garantiert eine hohe Ausgabequalität.
Sollte weder ein Postscript-fähiger Drucker noch ein PostScript-Interpreter
installiert sein, könnt Ihr über die programmeigene ARexx-Schnittstelle
FinalWriter und WordWorth für diese Zwecke heranziehen. Dem Programmpaket
liegt eine Vielzahl von ARexx-Skripten und FinalWriter- bzw. WordWorth-
Dokumente für Vorschau, Druck und Sicherung von Angeboten, Lieferscheinen,
Bestellungen usw. bereits bei.
8. Fazit
MT-Rechnung III ist ein sehr komplexes Programm, das ein intensives Studium
der gut strukturierten und leicht verständlichen Dokumentation und eine
relativ lange Einarbeitungszeit benötigt. Habt Ihr diese Hürde jedoch
genommen, präsentiert sich MT-Rechnung III als sehr leistungsfähige
Fakturierungs-Software, die auf dem Amiga nach wie vor ihresgleichen sucht.
Einmal an die Bedienungslogik des Programmes gewöhnt, geht die Arbeit mit
MT-Rechnung III flott von der Hand. Da MT-Rechnung III sämtliche Eingaben
sofort speichert, ist auch bei einem eventuellen Rechnerabsturz die Gefahr
von Datenverlusten außerordentlich gering.
MT-Rechnung III ist ein feines Stück (noch dazu freier) Software für das
AmigaOS.
Aufgrund akuten Zeitmangels kann der Programmierer Manfred Tremmel kaum
noch an MT-Rechnung III arbeiten. Aus diesem Grund liefert er auf seiner
Homepage neben dem eigentlichen ausführbaren Programm auch den in C++
geschriebenen Source-Code und hofft auf Mitarbeit Interessierter bei der
Erweiterung der Fakturierungs-Software.
[1] http://www.iivs.de/schwinde/buerger/tremmel/MTRechIII_1_11.lzx
[2] http://www.iiv.de/schwinde/buerger/tremmel/Workbench_EuroFonts.lzx
[3] http://www.iiv.de/schwinde/buerger/tremmel/PostScript_EuroFonts.lzx
Uwe Pannecke <Uwe.Pannecke@t-online.de>
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